Am Ostersonntag wird der Gottesdienst in unserer Kirchgemeinde als Gottesdienst für Klein und Gross gefeiert. Deshalb steht in der Regel eine Bilderbuchgeschichte im Zentrum. In diesem Jahr war es "Der Ostermorgen" von Regine Schindler. Für die Erwachsenen gibt es eine kurze Predigt, die im Folgenden zu lesen ist.
Christus ist auferstanden! Er ist wahrhaftig auferstanden! Mit diesem Osterruf haben wir den Gottesdienst begonnen und die Geschichte von Regine Schindler hat uns davon erzählt. Die Ostergeschichte, die gute Nachricht von der Auferstehung Jesu Christi ist das Zentrum unseres Glaubens.
Aber geht es uns modernen Menschen nicht oft wie der biblischen Gestalt des Thomas? Von ihm erzählt das 20. Kap. des Joh: V. 24-29
Es lohnt sich, diese Geschichte ganz genau zu lesen. Thomas ist der exemplarische Skeptiker und Zweifler. Er sucht den eindeutigen Beweis für Jesu Auferstehung. Das Zeugnis seiner Gefährten reicht ihm nicht. Ja, nicht einmal, wenn er den Auferstandenen selbst sehen würde, wäre er überzeugt. Er will seine Hand in seine Wundmale legen, um ganz sicher zu sein. Und genau das bietet ihm der Auferstandene an. Verschafft Thomas sich nun den eindeutigen Beweis. Viele Darstellungen in der Kunstgeschichte scheinen davon überzeugt. Aber wenn wir genau lesen oder hinhören, dann heisst es da nur, das Thomas sagt: „Mein Herr und mein Gott!“ Und auch die Reaktion Jesu redet nur vom Sehen, nicht vom Berühren. Warum ist dieser Unterschied so wichtig? Weil er uns daran erinnert, dass wir der Auferstehungsbotschaft nur glauben können und die Suche nach eindeutigen, überzeugenden Beweisen an dieser Botschaft des Glaubens vorbeizielt.
Die Geschichte des Thomas führt uns haarscharf an die Grenze dessen, was der Glaube an die Auferstehung bedeutet. Er ist nicht ein blosses Führwahrhalten von etwas, das eigentlich widervernünftig ist, sondern das Vertrauen auf eine Wirklichkeit, die höher ist als alle Vernunft. Deshalb geht auch der innerchristliche Streit darum, ob man nun als Christ eine leibliche Auferstehung Jesu Christi für wahr halten muss oder nicht, letztlich am Kern dieser Botschaft vorbei. Ohne Zeichen, ohne Auferstehungserfahrungen hätten die Jüngerinnen und Jünger Jesu nicht glauben können, das Jesus wahrhaftig auferstanden ist. Sie haben Erfahrungen gemacht, die sie mit der inneren Gewissheit erfüllte, dass Jesus lebt. Aber sie haben keine eindeutigen Beweise erhalten. Und sie können und wollen uns auch nicht erklären wie und in welcher Gestalt Jesus auferstanden ist. Die Erfahrungen und Zeichen haben den Glauben in ihnen geweckt. An diesem Glauben haben sie festgehalten und ihn weitergetragen.
Jesus sagt zu Thomas: „Selig, die nicht mehr sehen und glauben!“ Das ist die Situation der Leserinnen und Leser des Joh - und es ist auch unsere Situation. Auch wenn wir nicht die Erfahrungen der Jünger machen, auch wenn wir nicht mehr sehen, so dürfen wir doch vertrauen auf die österliche Botschaft, denn wir haben das Wort der Zeuginnen und Zeugen. In unseren Herzen kann so die innere Gewissheit wachsen, dass das Dunkel und der Tod nicht das Ende ist, sondern neues Licht und Leben von Gott auf uns zukommt. Diese Gewissheit kann wachsen, wenn wir uns auf diesen Glauben einlassen und achtsam werden dafür, dass wir neue und wunderbare Anfänge schon in diesem Leben erfahren dürfen, Zeiten, in denen wir behütet und geführt werden, wiederaufgerichtet und zu neuem Leben erweckt. Im Licht von Ostern muss kein Mensch ohne Hoffnung leben, nicht hier in diesem Leben und auch dann nicht, wenn unser leben zuende geht. Das ist eine ermutigende und eine tröstliche Botschaft. In diesem Vertrauen dürfen wir uns immer wieder neu üben - mit Gottes Hilfe. Amen.
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