Samstag, 29. Januar 2011

Predigt über Matthäus 14,22-33 am Sonntag, 30. Januar 2011

Liebe Mitchristen,

sie war 48 Jahre alt, als plötzlich die Schmerzen im Kopf auftauchten. Das geht schon vorüber dachte sie zuerst und kümmerte sich weiter um ihre Familie und ging ihrer Arbeit nach. Aber die Schmerzen blieben und schliesslich ging sie doch zum Arzt. Sie war am Boden zerstört, als sie die Diagnose erfuhr. Ein Gehirntumor hatte sich in ihrem Kopf eingenistet. Eine Operation war unumgänglich, die Heilungschancen völlig offen. In ihrem Leben hatte sie schon manche Herausforderung gemeistert. sie war es gewohnt, sich mit Schwierigkeiten auseinanderzusetzen und sie zu bewältigen. Aber jetzt nützten ihr all ihre erlernten Fähigkeiten und ihre zupackende Art nur wenig. Wie würde sie damit zurechtkommen? Würde sie die Kraft finden, den vor ihr liegenden Weg zu gehen? Wer würde ihr beistehen, den Weg mit ihr gehen? Würde sie die Hilflosigkeit der anderen und ihre eigene Hilflosigkeit ertragen?

Die nächste Zeit war ein Wechselbad der Gefühle. Es gab Tage, da war sie felsenfest überzeugt, dass sie das Leben geniessen und sich selber treu bleiben würde. Sie fühlte sich stark und dem gewachsen, was auf sie zukommen sollte. Aber dann gab es auch Tage tiefster Verzweiflung. Sie fühlte sich von allen guten Geistern verlassen, war müde und kraftlos. Manchmal haderte sie damit, dass sie ihren Liebsten zur Last falle mit ihren Launen und eine Zumutung für die anderen sei. Und manchmal haderte sie damit, dass niemand begreife, wie ihr zumute sei. Es gab Tage, da lebte sie in der tiefen Gewissheit, dass ihr Glaube sie auch durch diese schwere Zeit hindurchtragen würde. Aber dann gab es auch die Momente, in denen sie das Gefühl hatte, völlig allein und von Gott verlassen zu sein. Dann konnte weder sie selbst noch irgendjemand anderes sie davon überzeugen, dass Gott doch immer noch für sie da sei. Da versank sie ganz und gar in ihrem Elend.

Die Geschichte dieser Frau habe ich erfunden, aber es gibt tagtäglich solche Geschichten. Eine niederschmetternde Arztdiagnose, ein berufliches oder privates Ereignis, durch das ein Leben aus dem Gleichgewicht gerät und heftige Stürme einen Menschen ins Wanken bringen. Und so dürfen wir den Sturm, in den die Jünger Jesu auf dem See Genezareth geraten, als ein Bild sehen für die Stürme, in die unser Leben geraten kann. Dann sitzen wir mit den Jüngern im Boot und versuchen, den Wellen zu trotzen. Den Jüngern auf dem See Genezareth erscheint eine Gestalt, die sie zunächst für ein Gespenst halten und ihre Angst wird noch grösser. Es ist Jesus. Sie erkennen ihn an seinen Worten: „Seid getrost, ich bin es. Fürchtet euch nicht!“ Sie erkennen die vertraute Stimme und wissen nun, dass sie keine Gespenster fürchten müssen. In der Gegenwart Jesu gewinnen sie neuen Mut und mit neuer Zuversicht trotzen sie den Wellen.

Wenn wir mit den Stürmen unseres Lebens zu kämpfen haben, sehnen wir uns da nicht manchmal auch nach dieser Stimme Jesu, die uns sagt: „Seid getrost, ich bin es. Fürchtet euch nicht!“, nach einer inneren Gewissheit, dass wir nicht allein und verloren sind, sondern auf göttliche Hilfe und Kraft vertrauen dürfen? Eine Stimme, die uns mit Zuversicht erfüllt und in uns das Vertrauen weckt, dass wir in den Stürmen nicht untergehen werden. Unser heutiger Predigttext will uns dazu ermutigen, immer wieder neu auf die Stimme Jesu zu hören, diese Stimme, die uns Lebensmut schenkt und die Angst von uns nimmt. Sie will uns stärken in dem Vertrauen, dass Gott uns in den Stürmen und Wellen unseres Lebens nicht im Stich lässt.

Wieviel Vertrauen, ja wieviel Wagemut diese Stimme wecken kann, zeigt die Geschichte an Petrus. Er verliert nicht nur die Angst, das Schiff könnte kentern. Er wird geradezu tollkühn und sagt zu Jesus: „Wenn du es bist, so heisse mich über das Wasser zu dir kommen.“ Und Jesus bringt ihn nicht von dieser verrückten Idee ab, sondern sagt einfach „Komm!“Und tatsächlich - das Wasser trägt ihn.

Sollten wir uns nicht gelegentlich von diesem Wagemut des Petrus anstecken lassen, es einfach wagen mit solchem Gottvertrauen und daraus erwachsendem Selbstvertrauen? Sind wir nicht allzu oft viel zu ängstlich und bewegen uns auf abgesicherten Wegen - oder bewegen uns gar nicht mehr, wenn wir keinen gebahnten Weg, keine sichere Strasse mehr sehen? Statt über die Grenzen zu klagen, mit denen wir zu kämpfen haben oder die Gefahren an die Wand zu malen, einfach losgehen, etwas Neues wagen, sich mit Gottes Hilfe etwas zutrauen …

Petrus geht los, den Blick fest auf Jesus gerichtet - und tatsächlich, das Wasser trägt ihn. Es trägt ihn, bis er wieder den Wind beachtet - und augenblicklich bricht sein Vertrauen ein. Er bekommt es mit der Angst zu tun und beginnt zu sinken. Wo vorher noch grenzenloser Wagemut und grenzenloses Vertrauen war, da ist plötzlich nur noch Panik und nackte Angst.

Vielleicht kennen sie auch solche Situationen, wo der Mut und das Vertrauen sie plötzlich verlassen haben. Sobald wir den Wind und die Wellen sehen und uns davon verunsichern lassen, schmilzt unser Vertrauen wie Wachs in der Sonne dahin. Dagegen sind wir oft ziemlich machtlos. Hätte Petrus nicht einfach den Blick fest auf Jesus richten müssen? Dann wäre er wohl nicht untergegangen - so könnten wir sagen. Und manchmal bekommen ja auch wir das zu hören. Du musst den Blick nur fest auf Jesus gerichtet haben, du musst nur Gottvertrauen haben, dann lässt er dich auch nicht im Stich. Das ist im Grunde nicht falsch - und doch stimmt es einfach nicht. Denn Gottvertrauen ist keine Vernunftentscheidung, keine Willensleistung. Petrus kann einfach nicht anders. Der Wind und die Wellen haben sein Denken und Fühlen in Besitz genommen. Das hat er nicht im Griff.

Dramatisch ist der Vertrauensverlust, den Petrus hier erlebt. Aber er vermag noch zu rufen: „Herr, rette mich.“ Und Jesus streckt seine Hand aus und hält ihn. So wie er zuvor den Wagemut und das Vertrauen bei Petrus geweckt hat, so rettet er ihn nun davor, in den Wellen zu versinken.

Es gibt auch bei uns diese Momente, wo aller Wagemut uns verlässt und alle Gewissheit, alles Vertrauen dahinschwinden. Solche Erfahrungen bleiben uns nicht erspart. Aber wie Petrus bleibt uns dann der Ruf nach der Hand, die uns zu halten vermag, wenn wir den Halt verloren haben.

Wie ein Freund nimmt Jesus den Petrus bei der Hand. „Du Kleingläubiger“, sagt er zu ihm, „warum hast du gezweifelt.“ Aber ich stelle mir die Stimme Jesu dabei nicht vorwurfsvoll, sondern eher wohlwollend und mitfühlend vor. Er weiss um die Ängste und die Ohnmacht des Petrus in seiner Lage. Als ob er ihm sagen wollte: „Ich verstehe, dass dich der Mut verlassen hat und du angefangen hast zu zweifeln. Aber du sollst wissen, dass du eigentlich keinen Grund dazu hast, weil ich da bin und dich niemals im Stich lasse.

Jesus macht Petrus und auch uns unsere Ängste und Zweifel nicht zum Vorwurf. Aber er erinnert uns daran, dass wir keine Angst haben müssen, weil seine Hand uns hält. Und er zeigt uns, dass wir nicht nur auf seine rettende Hand vertrauen dürfen, sondern auch auf die Kraft und den Mut, die er in uns freizusetzen vermag. Jesus möchte nicht nur, dass Petrus ihm zutraut, ihn vor dem Versinken zu retten. Er möchte auch, dass er sich zutraut - aus der Kraft, die Jesus in ihm geweckt hat - selber über das Wasser zu gehen.

Auch in uns möchte Jesus nicht nur Vertrauen in seine rettende Hand, sondern auch ein Selbstvertrauen wecken, dass uns die kraft gibt, auch in schwierigen Situationen unseren Weg zu gehen und uns nicht zu schnell von den Wellen und Stürmen entmutigen zu lassen. Wenn ihr sinkt, dann bin ich da - das ist Jesu Botschaft an uns -, aber ich traue euch zu, auf eigenen Füssen zu stehen und euren Weg kraftvoll zu gehen.

Und wie könnten wir die Geschichte nun der krebskranken Frau erzählen, die am Beginn der Predigt stand? Vielleicht wird sie sich verstanden fühlen im Wechselbad ihrer Gefühle, in den Anfällen von Ohnmacht und Verzweiflung, die nicht ausbleiben. Aber hoffentlich wird sie ihr auch Mut machen, sich aufs Wasser hinauszuwagen, nicht nur die Dinge zu sehen, die sie verliert, sondern die Möglichkeiten zu nutzen, die ihr zur Verfügung stehen. Hoffentlich wird sie nicht nur befürchten anderen zur Last zu fallen, sondern auch Hilfe dankbar annehmen und sich freuen können an dem, was sie den anderen geben kann. Ich würde ihr wünschen, dass sie ihr Zusammensein mit anderen nicht immer unter dem Schatten ihrer Krankheit sieht und manchmal die Krankheit sogar ganz vergessen kann. Aber ich würde ihr auch wünschen, dass sie in den Momenten, wo sie alle Kraft und aller Mut verlassen, sich tragen und fallen lassen kann - in die Hände ihrer Mitmenschen und in die Hände Gottes.

Amen.

Samstag, 8. Januar 2011

Predigt zu Matthäus 4, 12-17 am 9. Januar 2011

Liebe Gemeinde,

die Weihnachtstage sind vorüber, das neue Jahr hat begonnen, auch der Dreikönigstag liegt hinter uns. Der heutige Predigttext mutet uns einen ziemlichen Sprung zu - vom Kind in der Krippe zu dem jungen Mann Jesus am Beginn seiner öffentlichen Wirksamkeit. Die Worte aus dem Jesajabuch vom Volk, das in der Finsternis sass und ein grosses Licht gesehen hat, schlagen die Brücke zwischen den alten Verheissungen zu dem Stern über Bethlehem, dem Kind in der Krippe und dem jungen Mann Jesus. Aber nun ist er eben nicht mehr ein „holder Knabe im lockigen Haar“, sondern ein Bussprediger, der den Menschen zuruft: „Kehrt um! Denn nahe gekommen ist das Himmelreich.“
Mit diesem Umkehrruf tritt Jesus in die Fussstapfen Johannes des Täufers. Können Sie sich das vorstellen, dass Jesus einmal ein Teenager oder junger Erwachsener war, der ein Vorbild, ein Idol hatte, das ihn faszinierte und dem er nacheiferte. So befremdlich für manchen diese Vorstellung sein mag - so ähnlich muss es wohl gewesen sein. Der heranwachsende Jesus hat von Johannes dem Täufer gehört, der alles hinter sich gelassen hat und, wie man sich erzählte, nur mit einem Kamelhaarmantel bekleidet in der judäischen Wüste lebte, sich von Heuschrecken und wildem Honig ernährte und die Menschen zur Umkehr rief. Dieser Johannes kannte offenbar keine Furcht und keinen falschen Respekt vor den Autoritäten seiner Zeit, nicht vor den Pharisäern und Schriftgelehrten und auch nicht vor dem König Herodes. Kompromisslos, konsequent und entschieden war er und erfüllt von einer tiefen Frömmigkeit. Jesus ist ihm auch begegnet und wir können uns vielleicht sogar vorstellen, wie sehr diese Radikalität und Furchtlosigkeit den jungen Mann Jesus fasziniert haben mag. Viele Bibelforscher vermuten sogar, dass Jesus eine Zeitlang zum Kreis Johannes des Täufers gehört haben könnte. Ja, wir dürfen uns Jesus von Nazareth als einen jungen Mann auf der Suche nach sich selbst vorstellen, als einen der sich nicht damit zufrieden gab, in die Fussstapfen seines Vaters zu treten und die Dinge einfach so zu nehmen wie sie nun einmal sind. Wir dürfen uns vorstellen, dass er nicht bereit war, die römische Herrschaft einfach so hinzunehmen und ihn der Prunk des Herodes und die Macht der Schriftgelehrten empörten und er sich nicht so leicht damit abfinden wollte, dass es Oben und Unten, arm und reich gab, als sei dies ein gottgegebenes Schicksal. Er sehnte sich nach einem Leben, das sich radikal an Gott ausrichtete und in dem er einen Sinn sehen konnte. Johannes verkörperte für ihn einen solchen radikalen und alternativen Lebensstil, die Frömmigkeit, die er suchte.
Es muss für Jesus eine furchtbare Nachricht gewesen sein, als er davon hörte, dass Johannes von Herodes verhaftet worden war - und später ja sogar hingerichtet wurde. Und es ist durchaus möglich, dass die Empörung über dieses Unrecht und das Bedürfnis, die Botschaft des Johannes auf seine Weise weiter zu tragen, ein wichtiger Impuls zu Jesu öffentlichem Auftreten gewesen ist. Auf jeden Fall ist es genau die Botschaft des Johannes, die uns hier in den Worten Jesu entgegentritt. Es ist genau diese Botschaft und doch ist sie anders - oder wird sie anders im Laufe der Wirksamkeit Jesu. Denn Jesu Umkehrruf ist durchdrungen und getragen von der Erfahrung eines liebenden Vaters, der selbst in seinem Zorn noch bedingungslos liebt und barmherzig ist. Der Gott, in dessen Namen Jesus zur Umkehr ruft, ist und bleibt der Vater, der sein Kind, das sich von ihm losgesagt hat, bei seiner Rückkehr wieder in die Arme schliesst, der offene Türen und ein weites Herz hat. Jesu Umkehrruf ist der Ruf dessen, der die Sünderin vor den Gerechten in Schutz nimmt und sie davor bewahrt, dass diese mit Steinen auf sie werfen. Jesu Umkehrruf ist nicht weniger radikal, aber er ist getragen von einem Wohlwollen und einer bedingungslosen Liebe, die einlädt und aufatmen lässt. Nicht der Drohfinger, nicht die Angstmacherei steht hinter diesem Umkehrruf, sondern die Einladung zu einem Leben, dass sich an diesem liebenden und barmherzigen Gott ausrichtet und diese Liebe und Barmherzigkeit weitergibt.
„Kehrt um! Denn nahe gekommen ist das Himmelreich.“ Aus dem Munde Jesu ist das keine Drohung, sondern eine andere, bessere Lebensmöglichkeit, eine Einladung und eine Verheissung. Für viele ist das Wort Umkehr - oder Busse, wie es in früheren Übersetzungen hiess - mit Selbstzerknirschung, sich zu Boden werfen und ein schlechtes Gewissen haben verbunden. All das ist auch nicht grundsätzlich falsch, aber dennoch geht es zuerst um etwas anderes. Metanoeite bedeutet „den Sinn ändern“, „sich neu ausrichten“, „in eine neue Richtung gehen“. Wer aber die Richtung ändert, der tut dies, um den richtigen Weg zu finden. Und genau darum geht es ja - den richtigen Weg zu finden, den Weg zu einem Leben, das Sinn macht oder biblisch gesprochen, zu einem Leben, so wie Gott uns gewollt hat, wie Gott es für uns vorgesehen hat.
Ich bin überzeugt, dass es uns gut tut, wenn wir uns von Zeit zu Zeit fragen, ob das Leben, das wir führen, der richtige Weg ist. Wir sollten uns fragen, wie unser Leben im Lichte des Himmelreichs aussieht. Sind die Ziele, die wir so selbstverständlich verfolgen, wirklich die Ziele, für die es sich zu kämpfen lohnt? Gibt es in unserem Leben überhaupt noch etwas, für das zu kämpfen sich lohnt? Wonach streben wir, was treibt uns um, was raubt uns den Schlaf? Und sind all diese Dinge wirklich die entscheidenden im Leben? Wer oder was bleibt auf der Strecke, wenn wir einfach unbeirrt in dieselbe Richtung weitergehen? Wenn wir innehalten, umkehren, einmal in eine andere Richtung blicken - was sehen wir dann? Vielleicht tauchen dann Menschen in unserem Blickfeld auf, die wir übersehen haben. Oder wir erkennen plötzlich, dass es nicht nur den Weg für uns gibt, den wir bisher unbedingt gehen wollten. Mag sein, dass wir Glück und Erfüllung plötzlich an einem ganz anderen Ort entdecken als wir bisher vermuteten. Die Wege, die wir gehen werden, wenn wir Jesu Ruf zur Umkehr hören, werden unterschiedliche Wege sein. Es gibt nicht den einen Weg für alle, weil jeder nur für sich selbst diesen Ruf hören kann. Aber es werden Wege sein, bei denen wir uns weniger um uns selber drehen, weil wir erkennen, dass wir unser Leben nicht uns selber und unseren Leistungen verdanken, sondern unser Leben als Geschenk Gottes empfangen dürfen. Und es werden Wege sein, die uns zu anderen führen und uns mit anderen verbinden, weil Gott uns nicht als einsame Glückssucher gedacht hat, sondern als Menschen, die miteinander leben und füreinander da sind, aneinander Anteil nehmen und sich miteinander freuen und Lasten gemeinsam tragen. Weil niemand für sich alleine glücklich sein kann, weil Leben auf Kosten der anderen uns nicht erfüllen kann.
„Kehrt um! Denn nahe gekommen ist das Himmelreich.“ Dieser Ruf Jesu führt uns in die Nähe des liebenden und barmherzigen Gottes, des Vaters Jesu Christi. Dieser Ruf ist eine Einladung zum Leben und ein Weckruf, innezuhalten und die festgefahrenen und ausgetretenen Pfade unseres Lebens zu überdenken. Wo ist es für mich jetzt an der Zeit umzukehren und Lebenswege zu überdenken? Wen habe ich aus den Augen verloren und wer ist bei meinem bisherigen Weg auf der Strecke geblieben oder droht, auf der Strecke zu bleiben? Möge Gott uns helfen, die Wege zu entdecken, die wir gehen können und die uns erfüllen und zueinander führen. Amen.

Freitag, 24. Dezember 2010

Predigt zu Micha 5,1-4a am 1. Weihnachstag 25. Dezember 2010

Liebe Gemeinde,
ohne unseren heutigen Predigttext gäbe es die Weihnachtsgeschichte des Lukas nicht und wohl auch kein Weihnachtsfest. Wir wären ärmer – zweifellos. Denn es sind diese Worte des Micha, die Lukas zu seiner Geburtsgeschichte inspiriert haben. Der, der die Menschen um sich Gottes Nähe und Liebe erfahren liess, der, den die frühe Christenheit als Gottes Sohn und Heil der Welt bekannte – ihn liessen Mt und Lk in Bethlehem das Licht der Welt erblicken. War er nicht ihr Friede geworden? Hatte er nicht die Menschen in Kraft geweidet? Sie erinnerten sich an die uralten Worte des Micha. Sie vergewisserten sich – so würde man das heute wohl nennen – ihrer kulturellen Wurzeln.
Gott erwählt das Kleine und Verachtete. Diese Glaubenserkenntnis durchzieht wie ein roter Faden die heiligen Schriften der jüdischen und der christlichen Tradition. Sie ist ein Grundbestand unserer Kultur. Ohne diesen Glauben würden wir uns selbst verraten, unsere Identität aufgeben. Das ist nun nicht etwas, was wir uns stolz wie einen Orden an die Brust heften können, mit dem wir unsere kulturelle Überlegenheit demonstrieren könnten. Es ist viel mehr Auftrag und Berufung, aber auch unverbrüchliche Zusage Gottes an alle, die sich um Menschlichkeit und Güte bemühen, die das Kleine nicht verachten, die sensibel und mitfühlend sind und sich nicht gegen andere durchsetzen wollen.
Das gilt umso mehr, als die Geschichte Jesu von der Heiligen Nacht bis zu seiner Auferstehung und Himmelfahrt keine sichtbare Erfolgsgeschichte ist. War bei David die Kindheit als Hirtenjunge aus dem kleinen und unbedeutenden Bethlehem noch der Anfang späterer Grösse und Königsmacht, so ist aus dem Kind im Stall nicht mehr als ein umstrittener Wanderprediger geworden, den sie als Aufrührer ans Kreuz geschlagen haben. In dieser Geschichte bleibt das Kleine klein und doch geht von ihm eine Grösse aus, eine sanfte Macht, die Frieden schaffen kann, eine Botschaft der Menschlichkeit, die weiterwirkt. Gott erwählt das Kleine nicht zu äusserlich sichtbarer Grösse und Herrlichkeit, sondern zur Menschlichkeit, zur Versöhnung mit der eigenen Geschichte, zum Glauben, dass unsere Geschichte eine Geschichte mit Gott ist, dass Gott jedem einzelnen von uns nahe ist.
Weihnachten ist das Fest der grossen Gefühle und wir sollten uns dagegen wehren, diese grossen Gefühle lächerlich zu machen. Ohne die Sehnsucht nach himmlischem Frieden, nach Harmonie und Verständnis wären wir gewiss ärmer. Wir dürfen diese grossen Gefühle wahrnehmen, es geniessen, wenn etwas davon einströmt in unsere weihnachtliche Festlichkeit. Und was uns hilft, solche Harmonie zu empfinden, das sollten wir nicht verachten, weder die alten Lieder und Geschichten, noch die Geschenke, den festlich gedeckten Tisch, die Familienbesuche. Nur frei machen sollten wir uns von dem Druck, all das machen zu müssen, so empfinden zu müssen. Weihnachten unterbricht unseren Alltag, aber es hebt ihn nicht einfach auf. Auch an Weihnachten müssen Menschen leben mit Krankheit, mit der Ungewissheit einer lebensbedrohlichen Diagnose, oder einer bevorstehenden Operation. Auch an Weihnachten kriselt es in Ehen, machen Menschen einander das Leben schwer. Auch an Weihnachten gibt es Krieg und Gewalt, auch wenn manchmal – aber längst nicht immer - zumindest an diesen Tagen die Waffen ruhen. Auch an Weihnachten sind Menschen einsam, weil sie am Rand der Gesellschaft stehen. Und gerade an Weihnachten empfinden wir besonders schmerzlich, wenn der Tod uns einen lieben Menschen genommen hat.
„Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein grosses Licht und denen, die da wohnen im finstern Lande, scheint es hell.“ So heisst es bei Jesaja. Und bei Micha: „Er wird weiden in der Kraft des Herrn und sie werden sicher wohnen.“ Dieses Licht, diese gute Nachricht lässt sich nicht erzwingen oder aufdrängen. Vielleicht aber leuchtet im Herzen eines Trauernden auf, was er an dem verstorbenen Menschen gehabt hat und es tröstet ihn über den Verlust und lässt ihn die Kraft finden, den Blick auch wieder nach vorne zu richten. Vielleicht kann dieses Licht im Herzen eines Kranken aufleuchten und ihm das Gefühl geben, dass es sich lohnt zu kämpfen, sich zu freuen über die Menschen, die für ihn da sind, zu vertrauen auf die Gegenwart Gottes auch im Leid. Vielleicht kann es sogar helfen, sich mit dem eignen Sterben zu versöhnen. Vielleicht kann dieses Licht der Weihnacht Menschen miteinander versöhnen oder doch den Schmerz über das, was zerbrochen ist, wahrzunehmen, ohne allein den anderen dafür verantwortlich zu machen. Vielleicht kann das Licht der Weihnachten Menschen die Gewissheit schenken, dass sie wichtig sind, dass sie dazugehören, dass es auch auf sie ankommt. An uns selber ist es, wahrzunehmen, wo wir das weihnachtliche Licht nötig haben. Erzwingen können wir es nicht, aber aufmerksam dafür sein und empfänglich, indem wir nicht das grosse vollkommene Glück erwarten, sondern die kleinen Zeichen, die unscheinbaren Dinge beachten. Gott schafft uns nicht eine vollkommene und heile Welt. Aber er will uns helfen, dass wir in den Bruchstücken unseres Lebens, dass wir in unserer Geschichte heimisch werden und sicher wohnen können. Es kommt nicht darauf an ein anderer zu werden, sondern der andere zu sein, der wir in Gottes Augen schon sind, sein geliebtes Kind. Denn er erwählt das Kleine, uns Kleine. Und niemand ist zu klein um Menschlichkeit zu erfahren und andere Menschlichkeit erfahren zu lassen.
Wenn wir Weihnachten feiern, dann spüren wir hoffentlich etwas von dieser Sehnsucht nach Frieden, die in uns steckt, von dem Bedürfnis, zuhause zu sein in unserem Leben, sich versöhnen zu können mit der eigenen Geschichte und hoffentlich können wir glauben, dass Gott das Kleine und Zerbrechliche erwählt und auch uns seine Nähe zuspricht. Und er ermutigt uns, die vielen Gelegenheiten zur Menschlichkeit zu erkennen und sie zu ergreifen. Amen.

Predigt zu Luk 2,1-20 und Joh 3,16f. am 24. Dezember 2010 (Christnachtfeier)

Liebe Gemeinde,

wir Menschen sehnen uns danach, dass unser Leben Bedeutung hat und wir mehr sind als eine Nummer. Wir sehnen uns danach, angesehen zu werden, geliebt zu werden und möchten nicht einfach austauschbar sein. Deshalb kann es uns auch verletzen, wenn jemand unseren Namen nicht mehr kennt oder sich an Persönliches nicht mehr erinnert, das wir ihm bei unserer letzten Begegnung erzählt haben. Und vielleicht reagieren wir in dieser Beziehung so verletzlich, weil wir in vielen Bereichen eben gerade erleben, dass Menschen austauschbar und ersetzbar sind. Gerade im Berufsleben sind Abläufe meist funktional durchorganisiert. Wenn jemand ausfällt, darf das System ja nicht zusammenbrechen, müssen die Abläufe weiter funktionieren. Bis zu einem gewissen Grad ist das unumgänglich. Umso wichtiger ist es aber, dass wir darauf achten, einander nicht nur als Funktionsträger wahrzunehmen und uns selbst und andere nicht nur über unsere Funktionen zu definieren - weder im beruflichen Alltag noch in unseren privaten Beziehungen. Wer sind wir, wenn wir aller Funktionen ledig sind, nackt und bloss wie das Kind in der Krippe?
Die biblische Weihnachtsgeschichte erzählt uns von der Geburt zu Bethlehem, von dem Kind in der Krippe. Sie erzählt uns: in diesem Kind in der Krippe sieht Gott uns an - nicht von oben, vom Himmel herab, sondern von unten, so dass wir uns zu ihm herabbeugen können. In dieser Geschichte geht es um das Heil in unserem Leben, das wir bei einem anderen suchen sollen, um das Heil und den Frieden, die nach der Botschaft der Bibel bei dem Kind in der Krippe von Bethlehem, bei dem Mann aus Nazareth zu finden sind. Es geht um die Urszene der Heiligen Nacht – Maria und Josef, dazu das Kind in der Krippe liegend. Diese Szene ist ein Stück Weltliteratur – gemessen an ihrer Wirkung durch die Jahrhunderte vielleicht sogar das grösste. Aber es bleibt die Frage: Stellt diese Urszene Menschen dar oder Denkmäler? Ist es eine Widerstandskraft gegen die Austauschbarkeit des Menschen, die Verlorenheit in einem Leben, das uns so undurchschaubar scheint? Oder doch nur Stoff für ein paar romantische Stunden im Jahr, denen dann wieder ein heilloser Alltag folgt? Es kommt darauf an, wie wir die Szene heute aufnehmen. Lukas jedenfalls hat einiges getan, damit sie nicht zum Denkmal wird. Er weiss darum, wie Menschen zu austauschbaren Objekten gemacht werden. Er benennt das römische Machtsystem, die Herrschaftsstrukturen mit dem Kaiser Augustus an der Spitze und einem System von Vasallen und Statthaltern darunter, von denen Cyrenius nur einer war, und denen es auf funktionierende Untertanen und nicht auf den einzelnen Menschen ankommt. Und der Anlass ist eine grosse Volkszählung, die Untertanen als zählbare Masse, an denen primär die Fähigkeit interessiert, Steuern und Abgaben zu entrichten. Josef und die hochschwangere Maria sind ein Teil dieser Masse, zu unbedeutend, zu wenig vermögend, um in einer der Herbergen der Stadt Unterkunft zu finden. Aber Lukas gibt ihnen ein Gesicht und eine Herberge in einem Stall. Dort lässt er das himmlische Kind das Licht der Welt erblicken, dort scheint das Heil der Welt auf. Wo alle Welt geschätzt werden sollte, da war dieses eine neugeborene Kind nicht von Bedeutung. Lukas aber richtet unseren Blick auf diesen einen, dieses austauschbare, verletzliche Menschenkind. Seine Geburt bringt die Engel zum singen, setzt die Hirten in Bewegung, lässt die Sehnsucht nach Frieden auf Erden neu lebendig werden. Bei Matthäus sind es sogar Weise, die von ferne her dem Stern folgen, um das Kind zu sehen. Und im Johannesevangelium heisst es: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, dass er die Welt richte, sondern dass die Welt durch ihn gerettet werde.“ Diese Worte sind Teil von Jesu Antwort auf die Frage des Nikodemus, wie ein Mensch denn neu geboren werden könne, wenn er schon alt ist. Sie bedeuten für mich, dass wir neu geboren werden können, wenn wir spüren, dass wir angesehen und geliebt sind. Denn wer angesehen und geliebt ist, der ist nicht mehr einfach austauschbar. Wir dürfen darauf vertrauen, dass wir von Gott angesehen sind und wir können einander ansehen und so einander ein Gesicht geben.
Diese Worte und die Geschichte aus dem Stall von Bethlehem sind für mich Urbilder der Menschlichkeit, der Liebe und Güte unseres Gottes. Sie lehren uns die Auflehnung gegen alles, was die Menschen zu austauschbarem Krempel macht. In diesem einen Kind sagt uns Gott: Du bist mir wichtig, du mit allem was zu dir gehört, mit deinen Macken, mit dem was dich bedrückt, mit allem was dich glücklich macht. Die Weihnachtsgeschichte leugnet das schreckliche Gefühl der Austauschbarkeit von Menschen nicht, aber sie setzt ihm etwas entgegen, die Liebe Gottes, die in diesem verletzlichen Kind in der Krippe lebt, mitten unter uns und von dem ein Licht ausgeht, das auch in unser Herz hineinleuchten kann. Lukas setzt nicht der idealen Kleinfamilie ein Denkmal, sondern er lässt das Heil Gottes hineintreten in das Leben ganz normaler, scheinbar austauschbarer Menschen, in einen schäbigen Stall, in einem schutzbedürftigen Kind. Gerade darum ist Weihnachten das Fest der Menschlichkeit, der gefährdeten, zerbrechlichen Menschlichkeit, der göttlichen Würde jedes einzelnen Menschen.
Dieses Licht, das uns in der Weihnachtsgeschichte aufleuchtet, soll hineinstrahlen in unseren Alltag. Möge es denen leuchten, die vor einer gesundheitlich ungewissen Zukunft stehen, damit sie spüren, dass Gott bei ihnen ist und Menschen da sind, für die sie wichtig und unersetzbar sind. Möge es denen leuchten, die sich abgeschoben und überflüssig vorkommen, damit sie erkennen, dass sie wertvoll sind. Möge es denen leuchten, die trauern um einen Freundschaft oder Partnerschaft, damit sie auch im Scheitern noch erkennen, dass der Schmerz und die Wut auch ein Zeichen dafür sind, dass Menschen nicht einfach ersetzbar sind. Möge es uns allen leuchten, da wo wir uns klein und austauschbar fühlen, damit wir wahrnehmen, wie wichtig wir füreinander, wie wichtig wir für Gott sind. Da wo wir menschlich handeln, wie unvollkommen auch immer, da wo wir einander menschlich begegnen, aneinander Anteil nehmen und einander spüren lassen, dass der andere zählt, da wird es Weihnachten, da stimmen die Engel ihren Lobgesang an: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen, an denen Gott Wohlgefallen hat“. Amen.

Samstag, 11. Dezember 2010

Predigt zu Luk 1,26-33.38 am 12. Dezember 2010

Liebe Gemeinde,
wie oft ist diese biblische Szene aus dem Lukasevangelium in der Kunst dargestellt worden: der Engel Gabriel kündigt Maria die Geburt Jesu an. Viele Künstler hat die Verkündigungsszene zu Bildern von bezaubernder Schönheit und anrührender Zärtlichkeit inspiriert. Es ist eine berührende Szene, eine Szene, die sich nicht in der Öffentlichkeit, sondern in der Kammer eines jungen Mädchens abspielt. Nur sie und der Engel sind beteiligt – aber für Lukas kündigt sich in dieser intimen Szene, in dieser Stille und Abgeschiedenheit etwas an, was die Welt verändern und prägen wird. Hier wird intoniert, was der Engel dann den Hirten auf den Feldern von Bethlehem verkündet: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch grosse Freude, die allem Volk widerfahren wird, denn euch ist heute der Heiland geboren.“ Hier beginnt, was die Engelchöre jubilieren lässt: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen seines Wohlgefallens.“

In der Verkündigungsszene geht es nicht nur um die Botschaft, die damals Maria sich zu Herzen genommen hat. Sie ist überliefert und in der Kunst tradiert worden, weil sie auch für uns eine existentielle Botschaft trägt. Mit Blick auf die Weihnachtsgeschichte hat das der Mystiker Angelus Silesius einmal wunderbar formuliert: "Wird Christus tausendmal zu Bethlehem geboren // und nicht in dir; du bleibst noch ewiglich verlorn." Es geht nicht allein darum, was damals zwischen Nazareth und Bethlehem geschah. Maria ist unsere Schwester im Glauben und der Engel redet auch zu uns. Welche Botschaft hat er uns zu sagen? Was sagt er uns, wenn wir spüren, dass die Routinen unseres Alltags uns manchmal abstumpfen lassen und uns alle Lebendigkeit und Kraft nehmen? Womit richtet er uns auf, wenn wir traurig oder gar verzweifelt sind? Was vernehmen wir, wenn wir den Weg nicht mehr sehen und in Sackgassen gefangen sind? Welche Worte ermutigen uns, wenn wir uns nur wenig zutrauen oder wenn wir gebeugt sind durch schwere Lasten oder auch durch Fehler und Schuld? Können wir dann wie Maria den Besuch des Engels wahrnehmen, und uns aufmerksam machen lassen auf das, was in uns geboren werden will, auf das Heilsame und Tröstende, das in unseren Herzen heranwächst? Haben wir Augen und Ohren für die Menschen, die Gott uns dann als seine Engel sendet, um uns zu trösten, aufzurichten, vielleicht auch zur besinnung zu bringen?

So ist das erste, was ich aus dieser Geschichte mitnehme, eine Einladung zur Achtsamkeit. Achte auf die Botinnen und Boten Gottes in deinem Leben. Gott sendet seine Boten. Sie reden zu uns, in unseren Träumen, durch die innere Klarheit, die in uns wächst und vor allem auch durch die Menschen, die uns begegnen, durch alltägliche Ereignisse, die uns berühren und verändern. Achtsam sein auf die guten, die klärenden Worte, die uns gesagt sind – darauf kommt es an, und es müssen beileibe keine Männer mit Flügeln sein, die Engel. Aber die Engel Gottes begleiten auch uns – jede und jeden und sie haben uns viel zu sagen. Sie können uns die Furcht nehmen. Ja, es fällt mir immer wieder auf, dass der häufigste Satz aus Engelmund in der Bibel lautet: „Fürchte dich nicht!“ Und wer von uns hätte das nicht immer wieder nötig, dass da einer sagt: Hab keine Angst, Gott ist bei dir und er meint es gut mit dir. Die Engel können uns helfen, das Gute in unserem Leben zu entdecken, sie können uns zeigen, was in uns und durch uns neu geboren wird. Das erste ist die Achtsamkeit, damit wir die Engel, die Gott uns sendet, nicht übersehen.

Das Zweite aber ist die demütige und zugleich selbstbewusste Haltung der Maria. Was hat man alles auf dem Rücken dieser Frau abgeladen. Wie hat man sie zum Streitthema der Konfessionen gemacht. Aber wir brauchen Maria nicht als ewige Jungfrau und Himmelskönigin, als Madonna, der nach und nach alle menschlichen und fehlerhaften Züge genommen wurden. Wichtiger für uns, denke ich, ist, was uns mit ihr verbinden kann. Maria, unsere Schwester im Glauben, nimmt den Engel, der in ihr Leben tritt, wahr. Sie übersieht ihn nicht. Sie nimmt seine Botschaft ernst, auch wenn sie noch so unglaublich scheinen mag. Bei Gott ist kein Ding unmöglich. Das lässt sie sich gesagt sein. Mir geschehe nach deinem Wort. Sie nimmt den Weg an, den Gott sie führt. Sie macht ihn zu ihrem eigenen Weg, den sie selbstbewusst geht.

Lassen wir uns nicht in die Irre führen von den Worten „siehe, ich bin des Herrn Magd“. Maria ist nicht unterwürfig. Ich sehe sie eher als starke Frau. Sie stellt sich unter den Willen Gottes, gewiss. Aber sie tut das nicht gebeugt, sondern in aufrechter Haltung. Ja, sie will diesem Kind das Leben schenken, das Gottes Sohn genannt werden soll. Sie nimmt diese schier unglaubliche Berufung an. Das ist für mich die zweite wichtige Botschaft dieser Szene. Wer sich unter den Willen Gottes stellt, der kann sein Schicksal annehmen. Der muss nicht beständig gegen sein Schicksal rebellieren und irgendwelchen Träumen hinterher rennen, aber der muss auch nicht gebeugt unter der Last des Schicksals gehen. Wenn ich meinen Weg als Weg Gottes verstehen kann, dann darf ich auch glauben, dass Gott auf diesem Weg etwas mit mir vorhat, dass er mir etwas zutraut und dass dieser Weg mit all seinen Umwegen und Irrwegen ein lebenswerter, ein sinnvoller Weg ist. Und darum darf ich ihn auch aufrecht gehen. Denn Demut gegenüber Gottes Weisheit verträgt sich sehr wohl mit einem aufrechten Gang. Maria, die starke, aufrechte und zugleich demütige Frau kann uns ein Vorbild sein, besonders für Frauen, aber nicht nur für sie, weil sie uns lehrt, einen Weg zu gehen, der vielleicht oft nicht einfach ist, der aber doch heilvoll und segensreich ist, wenn wir den Segen, den Gott uns auf diesem Weg schenkt, auch wahrnehmen.

Das dritte, was mir an dieser Szene wichtig ist, das ist das Kind. Dieses Kind ist mehr als ein besonderer Mensch. Darum betont Lukas die Vaterschaft Gottes, die natürlich nicht biologisch gemeint ist, ebenso wie die Jungfrauengeburt keine biologische, sondern eine theologische Aussage ist. In diesem Kind kommt Gott selbst zu uns. In diesem Kind wird Gott ganz menschlich. In diesem Kind erweist Gott seine Liebe zu allen Menschen. Gott will unser Heil und unser Leben, darum kommt er selbst zu uns. Dieses Geheimnis feiern wir in der Heiligen Nacht. Das ist der Kern von Weihnachten, die Friedensbotschaft auf den Feldern in Bethlehem, das verletzliche Kind in der Krippe, von dem ein helles Licht ausgeht. Dieses Licht, diese Friedensbotschaft will in uns und unter uns zur Welt kommen, will heute neu geboren werden, in Menschen, die ihr Glauben schenken, die das Licht weiter tragen, den Frieden suchen mit sich selbst und untereinander. Ich wünsche ihnen allen ein lichtes und friedvolles Weihnachtsfest, Engel, die ihnen unterwegs begegnen und die Kraft, auf ihrem persönlichen Weg die göttliche Berufung, den göttlichen Segen zu erkennen. Amen.

Samstag, 4. Dezember 2010

Predigt zum Adventslied "O Heiland reiss die Himmel auf" am 5. Dezember 2010

„Mit brennender Geduld“ heisst ein Roman des chilenischen Schriftstellers Antonio Skarmeta, in dem er dem Dichter Pablo Neruda und dessen Postboten ein Denkmal setzt. Ich habe den Roman nicht gelesen, aber den Titel finde ich wunderbar - und wunderbar passend zu unserem Adventslied „O Heiland reiss die Himmel auf“, das uns der Chor gerade in der Vertonung von Johannes Brahms gesungen hat.

Dieses Adventslied ist anders als die meisten anderen. Es fehlt ihm der freudig-gewisse Klang eines „Macht hoch die Tür“, der bescheiden-demütige Ton von „Wie soll ich dich empfangen“ oder das beschreibende Lob von „Nun komm, der Heiden Heiland“, das wir am Ende unseres Gottesdienstes singen werden. Und es ist auch so ganz anders wie der Lutherchoral „Gelobet seist du Jesus Christ“, den wir nachher im Wechsel mit dem Chor noch singen werden und in dem ja auch vom Jammertal die Rede ist, aus dem der Sohn uns herausführt.

Was dieses Adventslied in meinen Augen von den meisten anderen unterscheidet, das sind die vielen O’s und Ach’s, dieser drängende, fast ungeduldige Ton. Da beschreibt nicht einer selbstsicher und in tiefer Gewissheit, was Gott für uns tut, sondern sehnt herbei, dass Gott endlich handelt. Nicht öffnen soll er den Himmel, sondern aufreissen; nicht herabkommen, sondern herablaufen. Der Tau soll nicht vom Himmel träufeln, sondern fliessen. Darf man den Heiland so bedrängen? So möchte man fast fragen.

Der Text dieses Adventsliedes ist im Jahr 1622 entstanden. Es waren die Anfangsjahre des 30-jährigen Krieges. Geschrieben hat es der Jesuitenpater Friedrich Spee. Er hat nicht nur die Schrecken dieses Krieges erlebt, er hat auch als Beichtvater den Hexenwahn miterlebt und schon früh begriffen, wie ausweglos die Situation für Frauen war, die der Hexerei beschuldigt wurden und denen Leugnen als Halsstarrigkeit und ein Geständnis als Anerkennung ihrer Schuld ausgelegt wurde. Spee hat gegen den Hexenwahn gekämpft. Und er wurde dafür selbst zu einem Opfer der Verfolgung. Er wurde ins Kriegsgebiet nach Trier geschickt, wo er bei der Pflege der Kranken und Verletzten an einer Seuche starb. Das war 1635. Spee war 44 Jahre alt.

Ja, so drängend bitten und sehnsuchtsvoll erwarten kann vermutlich nur jemand, der sich vom Leid und von der Ungerechtigkeit anrühren lässt, dem es keine Ruhe lässt, dass die Dinge sind, wie sie nun einmal sind und der von seinem Gott noch etwas erwartet. In diesem drängenden Bitten verbindet sich eine tiefe Menschlichkeit mit einem ebenso tiefen Glauben. Und genau das ist für mich das Beeindruckende und Ermutigende an diesem Adventslied und an Friedrich Spee.

In diesem drängenden Bitten höre ich aber auch eine wichtige Anfrage an uns. Sind wir nicht oft viel zu nüchtern und abgeklärt? Wir kennen die Sachzwänge und beherrschen die Kunst des Möglichen. Wir finden uns ab und suchen gute Gründe. Wir sind bescheiden und erwarten nicht zuviel. Wir haben gelernt, dass sich manche Dinge eben nicht ändern lassen, warum wir nicht viel machen können, wenn Menschen verhungern oder von unserem Wohlstand ausgeschlossen sind. Wir rechnen nicht mehr mit Gott in unserem durchorganisierten Leben - oder wenn, dann benutzen wir ihn zum Auffüllen unserer Defizite und der Lücken unseres Weltgebäudes oder zur Abgrenzung von den Andersgläubigen oder den Ungläubigen. Was erwarten wir eigentlich vom Leben, von Gott? Welche Sehnsüchte erfüllen uns? Was ist uns so wichtig, dass es uns in unserem Innersten berührt und mit brennender Geduld erfüllt? Gibt es in unserem Leben etwas, das uns dazu drängt zu rufen: O Heiland reiss die Himmel auf? Wenn wir immer nur mit dem Möglichen rechnen, haben wir vermutlich vom Advent noch wenig begriffen.

Ruhe und Abgeklärtheit sind im Leben gewiss wertvolle Qualitäten und es gibt wohl für jedes von uns Momente, wo wir uns mehr davon wünschen. Aber - und daran erinnert uns das Adventslied „O Heiland reiss die Himmel auf“ - die vorwärtsdrängende Sehnsucht, das erwartungsvolle Hoffen und das hoffnungsvolle Erwarten sind ebenso wichtig. Und das Lied drückt diese Sehnsucht in wunderbaren, kräftigen poetischen Bildern aus, in Bildern, die alles andere sind als ein Weltverbesserungsprogramm, weil sie alles von Gott erwarten. In Bildern aber auch, die uns in Bewegung bringen, weil sie darauf hoffen und darum bitten, dass Gott uns in Bewegung bringt. Wenn Schloss und Riegel weg sind und der Himmel offen, dann sind wir frei, einzutreten und hinauszutreten in den weiten Raum des Lebens, das Gott uns schenkt. Gott öffnet uns diesen Raum und er stärkt uns den Rücken. Den Weg gehen aber müssen und dürfen wir selber. Wenn Tau und Regen vom Himmel fliessen, dann wird der Boden fruchtbar. Der Boden aber sind wir und es braucht unsere Bereitschaft, Neues wachsen zu lassen.

Wenn wir am liebsten hätten, dass alles so bleibt wie es ist, dann wird uns diese adventliche Sehnsucht fremd bleiben. Wenn wir nicht mehr erwarten als die Geschenke zum Fest (und ich will damit überhaupt nichts gegen Geschenke sagen), dann wird uns die Weihnachtsbotschaft ein Märchen aus uralten Zeiten bleiben. Wenn wir aber uns anstecken lassen von dieser adventlichen Sehnsucht, dann dürfen wir unseren Gott auch bedrängen, ihn herausfordern. Dann müssen wir nichts mehr verdrängen von unseren Sorgen und Ängsten. Dann müssen wir uns nicht abfinden mit dem, was anders werden muss. Sehnen wir uns nach dieser göttlichen Lebensenergie? Sind wir bereit, uns bewegen und überraschen zu lassen? Wollen wir uns berühren lassen und uns öffnen? Wollen wir leben mit brennender Geduld? Dann können die Worte dieses Adventslieds wirklich zu unseren eigenen werden, aus tiefstem Herzen gesungen:

O Heiland, reiss die Himmel auf,
herab, herab vom Himmel lauf,
reiss ab vom Himmel Tor und Tür,
reiss ab, wo Schloss und Riegel für.

O Gott, ein’ Tau vom Himmel giess,
im Tau herab, o Heiland, fliess.
Ihr Wolken, brecht und regnet aus
den König über Jakobs Haus.

O Erd, schlag aus, schlag aus, o Erd,
dass Berg und Tal grün alles werd.
O Erd, herfür dies Blümlein bring,
o Heiland, aus der Erden spring.

Wo bleibst du, Trost der ganzen Welt,
Darauf sie all’ ihr’ Hoffnung stellt?
O komm, ach komm vom höchsten Saal,
Komm tröst uns hier im Jammertal.

O klare Sonn, du schöner Stern,
dich wollten wir anschauen gern;
o Sonn, geh auf, ohn deinen Schein
in Finsternis wir alle sein.

Wir dürfen Gott mehr zutrauen als unsere kleinen Wünsche und Pläne. Die überfliessende Fülle dieser Bilder erinnert uns an die göttliche Lebenskraft, die wir uns niemals selber geben können und die mehr und anders ist als unsere Träume. Advent ist die Zeit der Erwartung. Erwarten dürfen wir nicht weniger als das Kommen Gottes, den herabfliessenden Tau göttlichen Segens in unserem Leben. Erwarten dürfen wir mit brennender Geduld. Amen.

Samstag, 20. November 2010

Predigt über Offenbarung 21,1-7 am Ewigkeitssonntag, 21 November 2010

Liebe Gemeinde,
heute ist der Toten- oder Ewigkeitssonntag. Viele von ihnen werden heute die Gräber ihrer Lieben besuchen, vielleicht auch eine Kerze aufs Grab stellen. Wir werden nachher im Gottesdienst die Namen der Verstorbenen unserer Kirchgemeinde aus dem zu Ende gegangenen Kirchenjahr verlesen und die Kerzen für sie anzünden, die die KonfirmandInnen für sie gestaltet haben.
„Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde“ heisst es in der Offenbarung. „Und Gott selbst wird bei ihnen wohnen, und sie werden sein Volk sein und er wird ihr Gott sein; und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. Siehe, ich mache alles neu!“
Was für eine wunderbare und tröstliche Vision: eine neue Welt ohne Leid, ohne Tränen, ohne Tod. Eine Welt, in der alles, was hier zerbrochen und unvollendet bleibt, heil und ganz ist, wo aller Streit überwunden ist, alle Schuld vergeben, aller Hader und Groll abgelegt. Eine Welt, in der uns nicht mehr genommen wird, was uns so lieb und kostbar ist, wo Krankheit und Leid nicht mehr erbarmungslos zuschlagen. Eine Welt auch, in der Menschen einander nicht mehr Leid zufügen, wo niemand mehr das Leid anderer zur Schau stellen kann, wo die Gier nach Macht, der Hass, die Intoleranz, die Zerstörung im Namen vermeintlicher Ideale keinen Raum mehr haben. Eine wunderbare Vision – oder doch nur ein schöner Traum?
Können uns die Worte des heutigen Predigttextes ermutigen, aufrichten, Hoffnung machen, wenn Trauer und Verzweiflung uns überwältigen beim Abschied von einem lieben Menschen oder dann, wenn beim Abschied so vieles ungesagt und ungelöst bleibt? Können wir leben und uns trösten mit der Hoffnung auf den neuen Himmel und die neue Erde oder sind das für uns nur leere, belanglose Worte – eben nur ein schöner Traum angesichts unserer Trauer, zu schön um wahr zu sein?
Jedenfalls ist es eine Utopie, eine Utopie im eigentlichen Sinn des Wortes – etwas, das in dieser Welt keinen Ort hat, etwas das wir nicht durch unser Planen und Machen erreichen und verwirklichen können. Ein neuer Himmel und eine neue Erde. Kein Fortschritt, keine kontinuierliche Entwicklung, schon gar nicht die Überwindung von Leid, Krankheit und Tod durch medizinische Forschung. „Der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen“, heisst es in der Offenbarung. Es gibt keinen Weg von hier nach dort. Solange diese Erde besteht, werden Menschen ihre Toten beweinen, werden Krankheiten und Schicksalsschläge Menschen treffen, werden Menschen einander Leid zufügen, wird es Kriege, Hass, Neid und Gewalt geben. Diesen Realismus lehrt uns die Bibel – von Kain und Abel bis hin zu den bedrückenden Bildern der Offenbarung. Und der Tod mag zwar gerecht sein, weil, wie das Sprichwort sagt, das letzte Hemd keine Taschen hat, aber er ist furchtbar ungerecht in der Auswahl seiner Opfer und er ist fast immer ungerecht für den, dem ein lieber Mensch genommen wird. Aber – noch einmal – was kann uns dann die biblische Utopie vom neuen Himmel und der neuen Erde helfen, wenn sie doch nicht von dieser Welt ist?
Wenn einem die Decke auf den Kopf fällt, dann tut es gut, wenn man aus dem Haus geht, hinaus an die frische Luft. Wenn man sich in den immer gleichen ausweglosen Grübeleien verheddert, tut es gut, wenn jemand einem auf andere Gedanken bringt, die Dinge in ein anderes Licht rückt. Ich glaube, dass die Utopie des heutigen Predigttextes genau diese Funktion hat, frische Luft in das Haus unserer Trauer hineinzubringen, die lähmenden Gedanken, die uns plagen in das Licht einer anderen Wirklichkeit zu stellen. Stell dir vor wie das wäre: eine Welt ohne Leid und Tod. Stell dir vor, keine deiner Tränen ist vor Gott vergessen, er wird sie abwischen. Stell dir vor, der Tod, die Verzweiflung, die Trauer – sie haben nicht das letzte Wort. Jenseits dieser Grenze, die für uns so unwiderruflich, so bitter und schmerzhaft ist, da ist noch etwas, oder besser gesagt, da ist noch einer, der uns erwartet, der uns trägt, der uns tröstet und hält und dessen Liebe zu uns stärker ist als der Tod. Das dürfen wir hoffen, das dürfen wir glauben. Ob es uns die Trauer leichter macht? Ob es uns geschenkt ist, die Welt und unser Leben gerade auch in dunklen Stunden in diesem Licht einer neuen Welt zu sehen, das weiss Gott allein. Erzwingen können wir es nicht, nicht bei uns selbst und nicht bei anderen. Aber wenn Gott uns dieses Licht, diese Sicht schenkt, dann verändert sich etwas, dann kann der Dank für das Gewesene stärker werden als die Trauer über das Verlorene, dann können wir loslassen, den schmerzlichen Verlust, die unüberwindbare Grenze akzeptieren, weil jenseits dieser Grenze nicht das Nichts ist, sondern die grenzenlose Liebe Gottes. In diesem Licht können auch unausgeräumte Missverständnisse, Schuld, Groll oder Hader ihre lähmende Macht verlieren, weil wir uns dem anvertrauen können, der unser Leben heil und ganz macht – nicht in dieser Welt, nicht in diesem Leben, aber dann, wenn unser Leben heimkehrt zu Gott. Wo der neue Himmel und die neue Erde in unser Hoffen und Denken einziehen, da empfangen wir die Kraft zum Loslassen, da kann neue Hoffnung und neuer Lebensmut in unseren Herzen aufkeimen und wachsen.
Den Tod können wir nicht überwinden, wir können nicht einmal diesseits der Todesgrenze eine friedliche Welt schaffen, ja oft nicht einmal in unseren engsten Beziehungen. Aber im Licht des neuen Himmels und der neuen Erde, die Gott uns verheisst, können wir mit unseren Möglichkeiten Tränen abwischen, denen die Kummer haben, verständnisvoll zuhören, einander in den Arm nehmen und trösten. Wir können das Leid nicht überwinden, aber wir können einander helfen, Schweres zu tragen, auszuhalten und behutsam wieder neue Hoffnung zu wagen. Und das ist schon ungeheuer viel. Und wir können einander vergeben und verzeihen, können Vergangenes ruhen lassen, weil wir es in Gottes Hand legen dürfen.
Siehe, ich mache alles neu, sagt der auf dem Thron. Gott macht alles neu, nicht wir. Aber er tut es. Er schenkt uns hier und jetzt neue Kraft. Und er heilt und vollendet das Ganze unseres Lebens. Darauf hoffen wir. Daran glauben wir. Davon leben wir. Amen.